Rechtslagen in USA, Kanada und Argentinien

Rechtliche Bewertung von genomeditierten Pflanzen


In Europa wird die gesetzliche Einordnung von Genome Editing noch diskutiert. Wie unterschiedlich die Herangehensweisen sein können, zeigen die Rechtslagen in den USA, Kanada und Argentinien.

Bildquelle: J. Robienski
Bildquelle: J. Robienski

Vereinigte Staaten von Amerika (USA)

USA bewertet das Produkt, berücksichtigt aber den Züchtungsprozess.

In den USA unterstehen neue Produkte grundsätzlich keiner speziellen Regulierung, solange sie nicht als Risiko eingestuft werden. Möchte ein Züchter eine neue Pflanzensorte auf den Markt bringen oder ein Wissenschaftler einen Freisetzungsversuch durchführen, so erfolgt eine behördliche Risikobewertung dieser Pflanzensorte für Mensch, Tier und Umwelt. Die Gesetzgebung beruht auf dem „Coordinated Framework for the Regulation of Biotechnology in the USA“ aus dem Jahre 1984 und wurde über die Jahre kontinuierlich angepasst. Nach dieser Regelung steht nicht der technische Prozess mit dem diese Sorte entwickelt wurde im Vordergrund, sondern der Organismus selbst. Das bedeutet, dass die Methode, mit der ein genetisch modifizierter Organismus (GMO) entwickelt oder genetisches Material zwischen Organismen transferiert wurde, nicht als solche gesondert berücksichtigt wird.
Aus Sicht der US Behörden soll Genome Editing grundsätzlich nicht speziell reguliert werden, solange keine DNA-Sequenzen von Krankheitserregern oder Schädlingen in das Pflanzengenom eingebaut werden. Betreffend der Techniken des Genome Editing hat das US Department of Agriculture (USDA) schon 2004 explizit festgelegt, dass Oligonukleotid gerichtete Mutagenese (ODM) mit Mutagenese gleichzusetzen ist. Die bloße Veränderung einzelner Basen mit Genome Editing soll also nicht reguliert werden, da sie aus Sicht der Behörden kein neues Risiko für die Menschen oder die Umwelt darstellt.
Um neuen Entwicklungen im Genome Editing und künftigen Biotechnologien besser Rechnung zu tragen, wurde zudem 2015 ein Memorandum zur Modernisierung des US Regulationssystems erstellt. Diese Regulierung soll auf den besten vorhandenen wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen, transparent und effizient sein und so das Vertrauen der Gesellschaft in die Prüfung der Produkte stärken. Dieses Ziel soll durch die Etablierung einer kollaborativen behördlichen Arbeitsgruppe Biotechnologie innerhalb der „Emerging Technologies Interagency Policy Coordination Group“ (ETIPC) erreicht werden.

Kanada

Kanada bewertet neue Pflanzensorten unabhängig von der Züchtungstechnologie.

In Kanada wird eine Pflanze mit einer neuartigen Eigenschaft unabhängig von der Technologie mit der sie gezüchtet wurde bewertet. Die neue Züchtung kann gleichermaßen durch Biotechnologie, Mutagenese oder konventionelle Züchtungstechniken erzeugt worden sein. Auf der Grundlage des „Plant Protection Act 1990“ untersucht die Canadian Food Inspection Agency, ob ein neuer Organismus für Mensch oder Umwelt gefährlich werden kann. Sie definiert neue Pflanzenzüchtungen wie folgt (CFIA 2015): “A plant with a novel trait (PNT) is a plant that contains a trait which is both new to the Canadian environment and has the potential to affect the specific use and safety of the plant with respect to the environment and human health. These traits can be introduced using biotechnology, mutagenesis, or conventional breeding techniques.’’ Es wird ebenfalls bewertet, ob eine Gefahr durch die Ausbreitung dieser neuen Pflanzen ausgeht. Damit soll verhindert werden, dass neue Schädlinge importiert oder exportiert werden oder sich ungehindert in Kanada ausbreiten. Kanada hat eine neue mit ODM hergestellte Rapssorte freigegeben und wird aller Wahrscheinlichkeit nach auch neue Pflanzen zulassen, die mit dem CRISPR-Cas System gezüchtet wurden.


Argentinien

Argentinien entscheidet bei der Zulassung von genomeditierten Pflanzen von Fall zu Fall.

Argentinien war 2014 der drittgrößte Produzent von genetisch modifizierten Nutzpflanzen weltweit. Über die Zulassung für die Freisetzung oder Kommerzialisierung von genetisch modifizierten Organsimen (GMO) wird von Fall zu Fall entschieden. Ähnlich wie in den USA und Canada bewerten die Zulassungsbehörden das Endprodukt mit seinen neuen Eigenschaften. Dazu richten sie sich nach den nationalen Standards für Bio- und Lebensmittelsicherheit und schätzen den Einfluss auf den Handel in Argentinien ab. Zusätzlich kann eine Risiko/Nutzen-Bewertung durchgeführt werden. Als erstes Land hat Argentinien eine gesetzliche Regelung für neue Züchtungstechnologien herausgegeben, zu denen Genome Editing gehört. Bei allen Nutzpflanzen, die mit den neuen Züchtungstechnologien erzeugt werden, wird von Fall zu Fall entschieden.

 

Quellenangaben

Thorben Sprink, Dennis Eriksson, Joachim Schiemann, Frank Hartung; Regulatory hurdles for genome editing (2016): process- vs. product-based approaches in different regulatory contexts; Plant Cell Rep 35:1493-1506


CFIA (2015): Plants Evaluated for Environmental and Livestock Feed Safety. http://www.inspection.gc.ca/plants/plants-with-novel-traits/eng/1300137887237/1300137939635. Accessed on 18 Feb 2016


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